Projekt Iikaufe uf Badisch
Hintergrundinformationen zum Projekt „Iikaufe uf Badisch“ und zu den Dialekten in Südbaden
Mit dem Projekt, den neuen Online-Fanshop auch in einer Dialektversion anzubieten, soll die starke regionale Verwurzelung, die fester Bestandteil der Vereinsphilosophie des SC Freiburg ist, auch im Internet zum Ausdruck gebracht werden. Das Projekt war von Beginn an als Fanprojekt – von Fans für Fans – und als Kooperation zwischen dem Verein und der Arbeitsstelle Badisches Wörterbuch der Uni Freiburg angelegt. Der Aufruf an die SC-Anhänger via Facebook und Homepage, bei der Entwicklung einer Dialektversion des Online-Fanshops mitzuhelfen, stieß auf große und überaus positive Resonanz. Für die Mitarbeit an dem Projekt wurden schließlich drei Fans aus verschiedenen Ecken Südbadens ausgewählt, die sich mit ihrem jeweiligen Heimatdialekt bei der Übersetzung der Textbausteine des Shops ausgesprochen kreativ einbrachten.
Selbstverständlich kann und will das Ergebnis – die jetzt verfügbare Shopversion „iikaufe uf badisch“ – keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit etc. erheben. Die Dialekte in Südbaden haben in den verschiedenen Gegenden bis heute jeweils eigene regionale Besonderheiten bewahrt. Diese Tatsache war eines der Kriterien für die Auswahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer für das Projekt. Der im Shop verwendete Dialekt bildet bewusst nicht einen spezifischen südbadischen Dialekt ab, wie er „genau so“ irgendwo gesprochen wird, sondern enthält verschiedene Merkmale, die jeweils für eine bestimmte Gegend typisch sind. Es handelt sich also nicht um einen „einheitlichen“ Dialekt, sondern das Ergebnis des Projekts veranschaulicht eben auch sehr schön die Vielfalt der Dialekte in Südbaden. Man wird beispielsweise auf Formulierungen stoßen, die mehr nach Kaiserstuhl klingen, aber auch auf welche, die mehr nach Ortenau klingen, und auch auf solche, die mehr nach Markgräflerland klingen, usw. Natürlich werden damit längst nicht alle Gegenden Südbadens mit ihren dialektalen Besonderheiten abgebildet, das kann jedoch auch nicht das Ziel eines solchen Projekts sein.
Der Titel „iikaufe uf badisch“ wurde bewusst so gewählt, da es für die meisten Südbadener ganz selbstverständlich ist, ihren Dialekt als Badisch zu bezeichnen. Das tun allerdings auch viele Nordbadener, die einen ganz anderen Dialekt sprechen als die Südbadener. Badisch ist ein alltagssprachlicher Begriff, der sich eher auf die Zugehörigkeit zum ehemaligen Großherzogtum Baden bezieht als auf einen als einheitlich wahrgenommen Dialekt. Sprachwissenschaftlich betrachtet gibt es gar keinen badischen Dialekt, vielmehr werden im Norden Badens fränkische und im Süden Badens alemannische Dialekte gesprochen. Die Grenze zwischen dem Alemannischen und dem Fränkischen verläuft ungefähr im Raum Rastatt/Baden-Baden. Gut hörbar ist der Unterschied zum Beispiel bei Wörtern wie lieb, gut oder Bruder, die im Alemannischen in etwa als liäb, guet und Brueder, im Fränkischen dagegen als liib, gut und Bruder ausgesprochen werden. Alle alemannischen Dialekte in Baden haben auch gemeinsam, dass in Wörtern wie Haus oder Eis kein au bzw. ei (ai) gesprochen wird, sondern ein langes u bzw. i. Es heißt hier also Huus und Iis, so, wie schon im Mittelhochdeutschen (etwa um 1200 herum). Außerdem wird im Alemannischen grundsätzlich jedes s in der Position vor t als sch ausgesprochen, wie in koschte für kosten, wobei dann manchmal das t auch entfällt (z.B. bei isch und bisch für ich und bist). Ein sehr bekanntes Kennzeichen der alemannischen Dialekte ist auch die Bildung der Verkleinerungsform auf -li, also zum Beispiel Fässli für Fässlein.
Das Badische im Fanshop ist also Alemannisch, mal ist es mehr niederalemannisch und mal mehr hochalemannisch geprägt (nebenbei bemerkt: statt Niederalemannisch findet man manchmal auch die Bezeichnung Oberrheinalemannisch und statt Hochalemannisch manchmal die Bezeichnung Südalemannisch). Susi, unsere Teilnehmerin aus Offenburg, spricht nämlich einen niederalemannischen Dialekt, Julian, unser Teilnehmer aus Schopfheim, spricht einen hochalemannischen Dialekt, und Mark, unser Teilnehmer aus Merdingen, kommt aus einer sprachwissenschaftlich interessanten Gegend, in der nieder-und hochalemannische Formen aufeinandertreffen. Das Niederalemannische und das Hochalemannische unterscheiden sich beispielsweise dadurch, dass so genannte gerundete Vokale –wie das ü, das mit gerundeten, d.h. ein wenig vorgestülpten Lippen, gesprochen wird –im Niederalemannischen „entrundet“ werden. Ein Wort wie Schlüssel wird im Niederalemannischen somit als Schlissl ausgesprochen, im Hochalemannischen dagegen als Schlüssl. Weiterhin wird im Niederalemannischen ein b in bestimmten Positionen zum Reibelaut w, im Hochalemannischen bleibt das b erhalten. So hört man also zum Beispiel für schreiben und oben im Norden schriiwe und owe, im Süden hingegen schriibe und obe. Selbstverständlich könnte man hier noch viele weitere Merkmale nennen. Wir wollen es an dieser Stelle aber dabei belassen und empfehlen für eine ausführlichere und sehr anschauliche Darstellung den Text Die Gliederung des alemannischen Sprachraums auf der Homepage der Muettersproch Gsellschaft. Auch ein Blick in die Alemannische Wikipedia ist lohnenswert.
Abschließend noch ein paar Worte zur Schreibung: Um eine möglichst leichte Les- und Verstehbarkeit zu gewährleisten, sind wir in der Regel eher nahe an der standardsprachlichen Schreibweise geblieben. Da phonetische Genauigkeit in der Dialektversion des Online-Fanshops nicht im Vordergrund stehen kann und soll, haben wir auch bewusst nur das „normale“ Alphabet verwendet, also auf Sonderzeichen oder gar Lautschrift verzichtet.